Dead Man‘s Corner – Teil 1

Mit „Dead Man’s Corner“ wird eine Straßenkreuzung zwischen den Orten Carentan, Saint Marie du Mont und Saint Mere Eglise in der französischen Normandie bezeichnet. Der Begriff „Dead Man’s Corner“ wurde nach den Kämpfen im Juni 1944 geprägt.

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Am Morgen des 6. Juni 1944 sprangen 13.000 Fallschirmjäger der 101. US-Luftlandedivision und der 82. US-Luftlandedivision über der Normandie ab. Bis zum Morgen des 7. Juni 1944 waren die Soldaten aus Saint-Côme-du-Mont kommend bis kurz vor die Stadt Carentan gelangt. Als der erste Panzer, ein Light Tank M5 des 70. Panzerbataillons, die Kreuzung überqueren wollte, wurde er durch Soldaten des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes abgeschossen. Ein Turmtreffer setzte das Fahrzeug außer Gefecht und tötete den Panzerkommandanten. Die Leiche des Mannes blieb noch mehrere Tage im Turm des Panzers hängen. Die amerikanischen Fallschirmjäger sprachen zunächst von der „corner with the dead man in the tank“ („Die Ecke mit dem Toten im Panzer“), aber schnell wurde daraus „Dead Man’s Corner“.

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Das Haus, welches heute beinahe unverändert dort steht, wurde von den Soldaten des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes als Stabsquartier und Sammelstelle für Verwundete genutzt. Im Gebäude befinden sich heute neben einem großen Shop das „Paratrooper Museum“, welches der Geschichte des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes gewidmet ist.

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Blick von Dead Man’s Corner in Richtung Carentan.

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Brandneu ist das Museum der US-Paratrooper mit dem Namen D-Day Experience – Dead Man’s Corner Museum unmittelbar hinter dem historischen Gebäude.

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Im Eingangsbereich der neuen Museumshalle findet sich erst einmal ein weiterer Shop, von dem aus die Tour durch das Museum startet. Die ersten Räume sind dem Thema US-Paratrooper in der Normandie gewidmet. Eine ganze Reihe schöner Exponate und viele persönliche Geschichten und Anekdoten erläutern die damaligen Ereignisse.

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Einige Soldaten der 101th Airborne  hatten sich eine indianische Kriegsbemalung samt passenden Irokesen-Haarschnitt zugelegt.

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Hier sind Teile des „Escape Kit“ zu sehen, zu denen u.a. eine Karte, Miniatursäge, Kompass, französisches Geld gehörte. Eigentlich für Piloten konzipiert, wurde das Packet auch an die Fallschirmjäger ausgegeben.

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Die Handfeuerwaffen der US Armee: M-1918 A2 (BAR), Bazooka, M1911 A1 Pistole, Thompson M1A1, Grease Gun, Carbine M1 und das Modell M1A1 sowie das M1 Garand Gewher.

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Am M-1936 Gürtel waren die M-1936 Feldtasche, M-1910 Spaten, Wasserflasche, Kompass und Munition befestigt.

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Laut Anweisung sollten in der Absprungnacht nach Möglichkeit nur Messer im Kampf eingesetzt werden.

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Das Erste-Hilfe-Set wurde möglichst gut erreichbar am Körper befestigt.

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Diese blutgetränkten Handschuhe gehörten John „Jack“ Agnew. Das Blut stammt von einem verwundeten Paratrooper, den er über seinen Schultertrug. Das Blut floss aus seiner Wunde über seine Hände und die gesamte Uniform, als er den Mann zum Bataillons-Verbandplatz in Saint-Come trug. Es war derart mit Blut bedeckt, dass zunächst vermutet wurde, dass es selbst schwer verwundet sei. Tatsächlich hatte er „nur“ seine linke Schulter ausgekugelt. Er war mit einem Springfield Gewehr, dass unter seinem Reservefallschirm stecke abgesprungen, welches sich bei der Landung mit der Mündung in den Boden rammte und so seine Schulter verrenkte.

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Es gab nur ein gutes Dutzend 4-Sterne Generäle in der Geschichte der US Armee, schon deshalb ist diese Jacke ziemlich einmalig. Darüber hinaus gehörte sie General Eisenhower, dem Mann, der die Entscheidung für den Start des D-Day am 06.06.1944 fällte.

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Dieser überladene Paratrooper ist einer von Colonel Cole’s Haufen und kann leicht am weißen Tuch um seinen Hals erkannt werden. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Männer beim Absprung das Äquivalent ihres Körpergewichtes an Ausrüstung mitführten.

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Man war sich nicht sicher ob die Deutsche, wie schon im 1. Weltkrieg“, Kampfgas einsetzen würden. Aus diesem Grund wurde die Kleidung vor dem Absprung in eine schützende Chemikalie mit Namen CC-2 getaucht. Außerdem wurden Gasmasken verteilt und eine Armebinde getragen, die Kontakt mit giftigem Gas ihre Farbe änderte. Die Chemikalie machte die Kleidung klebrig und hinterließ einen strengen Geruch. Man erzählt sich, das einige Deutsche den Feind riechen konnten, bevor sie ihn sahen oder hörten.

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Das Leben der Fallschirmjäger hing wörtlich am T-5 Fallschirm. Vor dem Absprung wurde die „static line“, die am Fallschirmsack befestigt war, in ein Kabel im Flugzeug eingehakt. Während des Sprunges aus dem Flugzeug wurde so der Fallschirm automatisch aus seiner Tasche gezogen. Die Gruppe der Männer, die so zusammen ein Flugzeug verließen, wurde als „stick“ bezeichnet. Dieser Fallschirm hier wurde am 6. Juni 1944 von einem Mann des 501st PIR verwendet, als bei Saint-Come-du-Mont nieder ging. Der Fallschirm wurde später in einem Bauerhaus verwahrt und ist heute das am besten erhaltende Exemplar.

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Fledermausflügel und Totenschädel war das „Pocket Patch“ der 502 PIR der 101. Airborne.

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Waffen und Ausrüstung deutscher Offiziere waren heißbegehrte Kriegsbeute.

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Hier ist eine originale US Paratrooper Uniform zu sehen. Sie gehörte Frank Hoffmann, einem Mann der 101st Division. Die Uniformen sind heutzutage äußert selten. Es gibt wohl nur noch rund 50 komplette Sets. Eine solche Uniform kostet heute rund 20.000 Dollar.

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Neben den Männern der 101st Airborne waren auch Fallschirmspringer der 82nd Airborne an der Mission am D-Day beteiligt. Hier ist eine Pathfinder der 82nd zu sehen. Sie trugen eine Tarnjacke, von der nur noch ein einziges Exemplar erhalten ist.

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Hier ist der kleinste Soldat der US Armee zu sehen. Dieser Dummy-Paratrooper wurde offizielle mit „Device, Camouflage, No. 15“ bezeichnet, allgemein aber Rupert genannt, was ein schottischer Spottname für einen englischen Offizier war.

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Im Anschluss an die Ausstellungsräume wird man in den Briefing-Raum geleitet. Hier nimmt man auf einfachen Holzbänken Platz und schlüpft so in die Rolle eines US-Fallschirmjägers, der vor dem Start der Mission seine letzten Anweisungen erhält.

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Durch eine Projektion auf eine gewölbte Glasscheibe betritt ein imaginärer Unteroffizier den Raum. Er baut sich vor uns, seinem „Team“ auf und gibt eine Erklärung der Lage, des Auftrages und diverse Sicherheitshinweise (z. B. auf einmal klicken, wird mit 2 Klicks geantwortet). Dabei agiert er mit den Möbelstücken im Raum, so öffnet sich eine Tür, durch die er den Raum betritt, er setzt sich auf den Schreibtisch usw. Alles sehr nett und ungemein unterhaltsam.

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Anschließend wird man in die Flughalle gebracht, wo schon eine startbereite C-47 auf seine Fracht, also uns, wartet. Das Flugzeug mit dem Nickname „Stoy Hora“ setzte während des D-Days Männer der 101st Airborne über der Landezone ab. Die C-47 wurde übrigens auch bei Filmaufnahmen der berühmte Fernsehserie „Band of Brothers“ eingesetzt.

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Nachdem wir das Flugzeug bestiegen hatte, mussten wir uns erst einmal alle auf den Sitzen festschnallen …und das hatte seinen Grund. Nun begann eine rund 7 Minuten Simulation eines Fluges von England in das Kampfgebiet der Normandie. Die Motoren starten und unsere Sitze fingen an zu vibrieren.

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Durch die Seitenfenster, die aus Bildschirmen bestehen, konnten wir nach „draußen“ schauen. Wir befanden uns auf einem Flugfeld mit anderen Maschinen und begannen mit dem Start. Das gesamte Flugzeug folgte dabei sämtlichen Flugbewegungen, die wir durch die Seitenfenster beobachten konnten. Zusätzlich gab es natürlich den passenden Sound und die Vibration der Motoren. Schon bald folgen wir über dem Kanal, unter uns die 5.000 Schiffe der Alliierten Flotte.

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Ab und zu ging es durch ein Luftloch oder in eine Kurve. Schließlich erreichten wir unsere Absprungzone. Die Beleuchtung wurde auf Rotlicht umgeschaltet und schon gerieten wir in heftiges Flak-Feuer.

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Wir erhielten einige schwere Treffer und Feuer brach aus. Dicker Qualm wurde in den Innenraum geblasen und durch die Fenster sah man die Flammen aus den brennenden Motoren schlagen. Zusätzlich konnte man einen scharfen Brandgeruch wahrnehmen. Wir gingen runter und landeten schließlich unsanft auf einem Acker in der Normandie. COOL KISTE! 🙂

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Bei dieser Simulation wird übrigens das komplette Flugzeug hydraulisch bewegt! Sehr eindrucksvoll und das Ganze war wohl auch nicht günstig. Das neue Museum soll eine Investition von rund 5 Millionen Euro gewesen sein.

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Forsetzung folgt…

7 Kommentare zu „Dead Man‘s Corner – Teil 1“

  1. Hi Koppi,

    auch in Carenran gibt es jetzt ein neues Museum. Ich glaube die bauen eh pro Jahr ein neues 🙂 Auch in Crisbeq tut sich einiges…hier gibt es auch bald eine große Erweiterung. ..also ja, es lohnt sich ein weiteren Besuch zu machen.

    Gruß
    Frank

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  2. Sehr informativ, Danke für den Bericht.
    Vor allem extrem passend, da Dead Man´s Corner zu den Gefechten gehört, die sich geradezu für Szenarien anbieten und ich dazu gerade alles zusammentrage, was sich so finden läßt 😉

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    1. Sehr informativ, Danke für den Bericht.
      Vor allem extrem passend, da Dead Man´s Corner zu den Gefechten gehört, die sich geradezu für Szenarien anbieten und ich dazu gerade alles zusammentrage, was sich so finden läßt 😉

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  3. In der Tat sehr informativ. Bin ja immer wieder überrascht wenn sich so ein gut ausgestattetes Museum in einem eher kleinen Oertchen findet. So es mich dorthin verschlägt werde ich sicher einen Blick riskieren.

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